Mit Kultur gegen Antisemitismus
Das Projekt „Mit Kultur gegen Antisemitismus“, welches durch die ICEJ (Internationale Christliche Botschaft Jerusalem) ermöglicht wird, fand dieses Jahr aufgrund der Corona-Pandemie online statt - viel wichtiger aber: Es fand statt! Motiviert durch unsere Geschichtslehrer Frau Caumanns und Herr Triller konnte das Projekt Anfang Mai starten.
Das Hauptthema des Projekts ist das Gedenken der Opfer des Holocaust mit dem Schwerpunkt der schwierigen Rückkehr der Überlebenden ins normale Leben nach dem Krieg. Begleitet wurde dieses Projekt von Experten aus Yad Vashem. Die erste Sitzung diente zum Kennenlernen aller teilnehmenden Schüler:innen aus verschiedenen deutschen und tschechischen Schulen. Außerdem wurde uns das Projekt genauer erklärt und vorgestellt. Am 20.05.2021 fand die zweite Sitzung statt. Erneut trafen wir uns zu einem Online-Meeting. Diesmal aber mit einem besonderen Gast – der Holocaust-Überlebenden Evelina Merová.
1942, im Alter von 12 Jahren, wurde sie ins Ghetto Theresienstadt (Konzentrationslager in Tschechien) deportiert. Nachdem sie Krankheiten und Hunger dort überlebt hatte, wurde sie 1943 nach Auschwitz-Birkenau geschickt. Auch hier überlebte sie mit viel Mühe und kam 1944 durch die letzte Selektion. Am Ende des Krieges, 1945, wurde sie in Guttau (Sachsen) von der roten Armee befreit und ein russischer Militärarzt adoptierte sie schließlich. Daraufhin lebte sie in Leningrad, kam dann allerdings mehrere Jahre später wieder zurück nach Prag, in ihre Heimatstadt.
Evelina hat mehrere Bücher verfasst und sich dazu entschieden ihre Geschichte weiterzuerzählen, damit sich der Holocaust niemals wiederholt. Auch heute hat sie noch Kontakt zu ihren überlebenden Freundinnen aus den Lagern und möchte etwas verändern.
Es war sehr überwältigend und interessant mit einer Überlebenden und Zeitzeugin des Holocaust zu reden. Ihre Erfahrungen schockierten uns jedoch auch, und zeigten uns umso mehr, wie wichtig es ist, etwas gegen den Antisemitismus zu tun.
In den darauffolgenden Treffen erstellte jede Gruppe, bestehend aus je drei Jugendlichen, eine eigene Präsentation über eine(n) Holocaust-Überlebende(n) aus der Region. Den Fokus legten wir hierbei auf das Leben nach der Shoa, also wie sie wieder zurück in das „normale Leben“ fanden und wie ihre Umgebung auf die Überlebenden reagierte.
Unsere erste Gruppe, bestehend aus Sofia Stano, Kira Meyer und Karolin Kreiner, befasste sich mit Moshe Neufeld und Avraham Ary, beide überlebten unter anderem das KZ in Leonberg. Berenike Keller, Felicitas Schwarzhaupt und Philip Bauer bildeten die zweite Gruppe: Sie stellten das Leben des Holocaust-Überlebenden Harry Kahn aus Baisingen nach dem Krieg vor. Am Donnerstag, den 24.06.2021 präsentierten wir dann schließlich unsere Ergebnisse den Schüler:innen der jeweils anderen Schulen auf Englisch und hörten auch deren Berichte. Hierbei war es für uns alle besonders interessant zu sehen, wie sich die Lebenseinstellung und die Sicht auf die Dinge der Überlebenden nach dem Krieg verändert hat.
Trotz des zusätzlichen Zeitaufwands gingen wir mit großem Interesse der Projektarbeit nach. Es war spannend, sich außerhalb des Unterrichts mit dem Holocaust zu befassen und somit hatten wir auch die Chance, das Thema viel tiefgründiger zu behandeln, als nur in ein paar Unterrichtsstunden. Wir gewannen viele neue Eindrücke und Details über das Leben der Juden nach 1945. Dies zeigte uns nochmals, wie wichtig es auch heutzutage ist, Wissen darüber zu vermitteln, um Antisemitismus gar nicht erst aufkommen zulassen.
Besonders bedanken möchten wir uns bei den Lehrern Herrn Keck und Herrn Triller, die uns dieses Projekt von schulischer Seite aus ermöglicht haben. Vielen Dank für Ihre Unterstützung, Begleitung und die Begeisterung, die Sie bei uns für dieses Thema geweckt haben! Ein großer Dank geht aber auch an Frau Bühler, die seitens der ICEJ dieses Projekt begleitet und mitorganisiert hat.
Karolin Kreiner, Felicitas Schwarzhaupt, Kira Meyer und Berenike Keller